Kunstmuseen

Lenbachhaus Kunstbau
Interview mit dem Künstler Erwin Wurm

Bei der Erkundung der Ausstellung 'Erwin Wurm' im Kunstbau des Lenbachhauses im November 2009 haben die Kunstdetektive viele Fragen an den Künstler gesammelt. Am 2. Dezember 2009 hatten wir dann einen Telefoninterviewtermin mit ihm.

Münchner Kunstdetektive: Wie und wo arbeiten Sie?
EW: Ich arbeite in Wien und auch auf dem Land. Da habe ich mehrere Ateliers.
MK: Wie kommen Sie auf die Ideen für ihre Kunstwerke?
EW: Je mehr man arbeitet, umso mehr Ideen hat man. Das heißt, die Ideen kommen eigentlich von selbst, die Ideen kommen zu mir. Ich muss nur aussuchen, welche davon gut sind und welche nicht gut sind. Das ist manchmal nicht so einfach, aber im Lauf der Zeit gewöhnt man sich daran.
MK: Wie lange brauchen Sie, um ein Kunstwerk herzustellen?
EW: Ganz unterschiedlich. Mal sehr lang, mal ganz kurz. Manchmal sind es Ideen, die ganz schnell passieren. Eine Idee, die fliegt einem zu, im besten Fall funktioniert es ganz ad hoc. Dann gibt es Kunstwerke wie das ‚Dicke Haus’ oder das ‚Dicke Auto’, die brauchen lange Zeit um ausgeführt zu werden. Es gibt keinen bestimmten Plan.
MK: In der Ausstellung liegen Kunstwerke wie Fotos und Leinwände am Boden und es gibt rosa Podeste. Haben Sie sich das alleine ausgedacht oder zusammen mit Herrn Mühling, dem Kurator der Ausstellung?
EW: Das Konzept für die Ausstellung habe ich mir zusammen mit Herrn Friedel (Direktor des Lenbachhauses – Anmerkung der Redaktion) ausgedacht.
MK: Was wollen Sie mit der Ausstellung in Kunstbau sagen?
EW: Ich will den Leuten meine Arbeit zeigen und sie zur Diskussion stellen. Es gibt keine bestimmte festgelegte Aussage.
MK: Bauen Sie immer noch ‚Kartoffelmenschen’ oder schräge Autos?
EW: Im Moment nicht, aber man weiß ja nie …
MK: Warum konstruieren Sie immer nur Männergestalten und nie Frauen?
EW: Das stimmt gar nicht, es gibt auch Frauenbilder auf Fotos und als Skulpturen (allerdings sind keine Frauenskulpturen in dieser Ausstellung - Anmerkung der Redaktion). Aber mir sind natürlich Männer näher, wenn es um den Körper geht. Ich kenne natürlich meinen eigenen Körper. Mit Frauenkörpern zu arbeiten, das hat immer noch etwas anderes. Männerkörper sind mir neutral.
MK: Haben sie eine Lieblingsfarbe? Wenn ja welche ist es?
EW: Rosarot, daher auch die rosafarbenen Podeste in der Ausstellung.
MK: Haben Sie Kinder?
EW: Ja, zwei Jungen. Sie sind 19 und 17 Jahre alt.
MK: Was wollten Sie als Kind, Jugendlicher von Beruf werden?
EW: Ich wollte das schon sehr lange werden. Ich glaube mit 15 hat sich der Wunsch durchgesetzt Künstler zu werden. Ich kann mich nicht an einen anderen Berufswunsch erinnern.
MK: Wie sind Sie auf die Idee gekommen Künstler zu werden?
EW: Kunst war in meiner Familie ein relatives Exotikum. Das hat es nicht gegeben. Weder Bilder noch Skulpturen. Und für mich war das so eine fremde Welt, die mich sehr fasziniert hat. Und gleichzeitig war es natürlich auch eine Möglichkeit, Realität zu verändern, woanders hinzugehen, in eine andere Welt einzutauchen, und das war sehr spannend für mich.
MK: MK: Warum haben Sie sich als Gurke dargestellt?
EW: Die Gurke (die in der Ausstellung zu sehen ist - Anmerkung der Redaktion) ist nur ein Teil einer Arbeit. Es sind insgesamt 60 oder 70 kleine Gurken. Und die alle zusammen haben den Titel ‚Selbstportrait als Gurken’. Es hat mal jemand gesagt, ein gescheiter Mensch: ‚Man wird langsam zu dem, was man isst’. Das habe ich aufgenommen, und dargestellt anhand dieser ‚Gurkengeschichte’.
MK: Das heißt, Sie essen dann auch gerne Gurken?
EW: Ja ich esse auch gerne Gurken (lacht).
MK: Warum ist dann in der Ausstellung nur die eine Gurke zu sehen?
EW: Ich fand es gut in diesem Zusammenhang, weil wir ja alle Arbeiten gleichwertig präsentiert haben. Alle haben einen gleichen Raum bekommen, eine gleiche Quadratmeteranzahl. Da fand ich es gut, nur eine zu präsentieren. Sonst hätte ich jeder Gurke so viel Raum geben müssen, dann wäre der ganze Raum schon vergeben gewesen.
MK: Was ist Ihr aktuelles Projekt? Womit beschäftigen Sie sich im Moment?
EW: Mit neuen Skulpturen. Und ich bereite Ausstellungen vor für China im nächsten Jahr.
MK: Mögen sie Würmer?
EW: Es kommt darauf an welche. Die in der Erde, die hab ich sehr gerne, weil sie wichtig sind. Wenn man einen Garten hat, dann weiß man sie zu schätzen. Aber Nahrungsmittelwürmer mag ich nicht.
MK: Haben Sie ein Lieblingskunstwerk in der Ausstellung in München?
EW: Das ist schwierig. Das ist ungefähr so, wie wenn man Kinder hat, und es fragt einen jemand, welches ist dein Lieblingskind. Es gibt kein Lieblingskind, man hat alle gerne.
MK: Vielen Dank für das Interview.

Eine Internetseite von Kuki - Kunst für Kinder e.V. für das Münchner Kinderportal www.pomki.de
in Zusammenarbeit mit dem Sozialreferat/ Stadtjugendamt/ Medienbeauftragte