Kunstbetrachtung

Das ‚große menschliche Rechteck’ oder ‚Gigantos’ von Erwin Wurm

Von Clara


Sein Oberkörper ist bespannt mit dunkelblauem Stoff, einem Pulli mit rundem Ausschnitt und nur wenigen gelben Streifen an Armen und am Pulloverende. Große rosa Wollschuhe an seinen Füßen. Breit steht er in menschlicher Gestalt mitten im Raum. Sein nicht vorhandener Kopf blickt starr nach links auf eine hilflose Gestalt, die neben ihm unwirklich klein wirkt. Sie hat zwar einen Kopf, aber keine Arme. Ein rosafarbenes Hemd bedeckt den Oberkörper und eine schlichte Hose die dünnen Beine dieses Menschen. Wer die beiden betrachtet, der sieht sofort den Beschützerinstinkt, der von dem großen Rechteck ausgeht. Die kleine Figur aber hat ihren Kopf stur weg gedreht. Vielleicht will das große Rechteck, ich nenne es jetzt „Gigantos“, die Freundschaft des kleinen Menschen erobern?????? Verzweifelt bittet und fleht es, aber der kleine Mensch bleibt in seiner harten Hülle! Gigantos ist riesig! Das größte Ausstellungsstück! Alle haben Angst vor ihm, dabei hat er ein GROßES Herz!!!!!!!! Obwohl Gigantos traurig ist, hat er eine straffe Haltung. Er möchte Freundschaften knüpfen, um nicht mehr so alleine zu sein!! Wird das Rechteck glücklich werden? Wird die Geschichte ein GUTES Ende nehmen?

Und übrigens, was mir dabei aufgefallen ist:
Warum malt oder konstruiert Erwin Wurm immer nur Männergestalten und nie Frauen? Hat er Kinder oder führt er ein Künstlerleben ohne Familie?
Das erfahrt ihr nur, wenn ihr seine Ausstellung besucht und unser Interview mit Erwin Wurm lest.

Sockelfiguren

„Gigantos“ ist eine der Sockelskulpturen, die in der Ausstellung zu sehen sind. Erwin Wurm verkleidet Sockel, auf denen normalerweise Kunstwerke präsentiert werden mit Menschen-kleidern. Er stülpt Jacken, Mäntel und Hosen über Röhren und Quader. Die Kleidung sieht plötzlich ganz eckig aus. So eckig wie manche Bildhauerarbeiten, die aus Stein oder Metall hergestellt wurden. In den Kleidern haben irgendwann Menschen gesteckt.

Erwin Wurm sagt dazu: „Als ich also Kleidung zu verwenden begann, sah ich plötzlich, dass sie auch die Abwesenheit oder Anwesenheit einer Person ausdrückte.“ Deshalb erinnern uns die Sockelfiguren an uns selbst, die Menschen mit ihren Eigenschaften und Gefühlen.

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